Einblicke

Ökologische Landwirtschaft – Prioritäten der Ratspräsidentschaft im Bereich Landwirtschaft

Photo: © Valts Kleins
10 Juni 2015

In den letzten zehn Jahren hat die Europäische Union in der ökologischen Landwirtschaft eine rasante Entwicklung erlebt, während der jedes Jahr als Reaktion auf die wachsende Nachfrage der Verbraucher neue Hersteller hinzukamen.

Angesichts neuer Herausforderungen hat die EU bereits die Notwendigkeit für Verbesserungen des Rechtsrahmens für den Sektor erkannt. Eine der wichtigsten Prioritäten der lettischen Ratspräsidentschaft in der Landwirtschaft ist daher die Vorbereitung einer Verordnung für den ökologischen Landbau.

Qualitativ hochwertige Produkte

Die ökologische Landwirtschaft ist ein landwirtschaftliches Erzeugungsverfahren, das unter Beachtung des natürlichen Wachstumszyklus von Pflanzen und Tieren, den Verbrauchern qualitativ hochwertige Lebensmittel gewährleistet. Sie ermöglicht es, den menschlichen Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren und funktioniert so natürlich wie möglich, unter Beachtung folgender Grundsätze:

  • die Verwendung von Pestiziden, synthetischen Düngemitteln und Antibiotika ist strengstens verboten
  • die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen (GMO) sowie daraus gewonnener Stoffen ist verboten
  • die Verwendung von außerlandwirtschaftlichen Ressourcen wird eingeschränkt und es werden hauptsächlich vor Ort verfügbare Ressourcen verwendet, wie zum Beispiel Futter aus eigener Produktion
  • es werden krankheitsresistente Pflanzensorten und Tierarten gezüchtet, die an die lokalen Bedingungen angepasst sind
  • landwirtschaftliche Nutztiere werden im Freiland gehalten und mit ökologischem Futter gefüttert
  • es wird eine Fruchtfolge geschaffen, in der die Pflanzenzuchtreihenfolge auf jedem Feld für mehrere Jahre die Pflanzengesundheit gewährleistet, die Bodenfruchtbarkeit beibehalten wird sowie hohe und stabile Erträge erzielt werden

Die ökologische Landwirtschaft beinhaltet nicht nur Pflanzen und Nutztiere, sondern ebenfalls die Lebensmittelverarbeitung sowie die Lieferung und den Handel.

Jede Produktionsphase von Bio-Produkten wird streng kontrolliert, so dass jeder im Produktionsprozess der ökologischen Landwirtschaft Beteiligte, ein Konformitätszertifikat haben muss, das bescheinigt, dass das Produkt allen Anforderungen der ökologischen Landwirtschaft entspricht.

Zeuge einer rasanten Entwicklung

Trotz der hohen Anforderungen, die die Bio-Erzeuger, Verarbeiter, Lieferanten und Händler erfüllen müssen, ist der Landwirtschaftssektor der EU im letzten Jahrzehnt deutlich gewachsen – die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe und die für die ökologische Herstellung genutzten Flächen haben sich verdoppelt:

  • Von 2000 bis 2012 wuchs die Gesamtfläche der ökologischen Landwirtschaft jährlich um durchschnittlich 6,7% oder 500 000 Hektar
  • Im Jahr 2012 betrug die gesamte ökologisch bewirtschaftete Fläche etwa 9,6 Millionen Hektar, was 5,4% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in der EU ausmacht
  • In Lettland nimmt die ökologische Landwirtschaft 11% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche ein.

Die rasante Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft in Lettland erfolgte nach dem EU-Beitritt des Landes und wuchs stetig. Zu Beginn des Jahres 2015 gab es in Lettland fast 3500 zertifizierte ökologische Landwirtschaften, mit einem deutlichen Anstieg der Bio-Produktverarbeitungsunternehmen.

Die wichtigste Priorität für die Landwirtschaft

Zur Zeit gibt es in der EU mehrere Probleme, die durch die Verbesserung bestehender Öko-Verordnungen angegangen werden müssen, daher veröffentlichte die Europäische Kommission im März 2014 einen Vorschlag für eine Verordnung zur Kennzeichnung ökologischer Erzeugnisse und Produkte.

Die Ausarbeitung des Vorschlags basiert auf dem Bewertungsbericht, der mit Hilfe von 45 000 Verbraucher- und Herstellermeinungen ausgearbeitet wurde.

Die Verordnung für ökologische Landwirtschaft ist eine der wichtigsten Prioritäten der lettischen Ratspräsidentschaft im Bereich Landwirtschaft, die im Falle der Genehmigung mehrere wichtige Verbesserungen bieten wird:

  • sie wird die Hindernisse für die nachhaltige Entwicklung der ökologischen Herstellung in der EU durch die Verringerung der zur Zeit bestehenden Ausnahmeregelungen beseitigen. Zum Beispiel in Fällen, in denen ökologisch angebautes Pflanzenvermehrungsmaterial nicht verfügbar ist, ist es in Einzelfällen erlaubt, nichtökologisches Saatgut zu verwenden, um die Kontinuität der ökologischen Erzeugung zu gewährleisten. Diese Ausnahmen fördern nicht die Bildung von organischen Samenproduktionsunternehmen, daher werden solche Ausnahmen in der neuen Verordnung verringert
  • die neue Verordnung garantiert den Landwirten und Unternehmern einen fairen Wettbewerb in der EU und in Drittländern und gewährleistet eine effektivere Funktionsweise des Binnenmarktes
  • sie schützt und fördert das Vertrauen der Verbraucher in Bio-Produkte. Die wachsende Nachfrage nach Bio-Produkten erhöht das Risiko für betrügerische Aktivitäten, die nicht nur die Interessen der Verbraucher gefährden, sondern auch einen negativen Einfluss auf den Ruf der ökologischen Erzeuger ausüben.

Angesichts der politischen Leitlinien, die die lettische Präsidentschaft Ende 2014 während der Tagung des Ministerrates für Landwirtschaft und Fischerei erhielt, arbeitet die lettische Ratspräsidentschaft intensiv an der Ausarbeitung eines Kompromisstextes der ökologischen Verordnung.

Der Kompromissvorschlag zur ökologischen Verordnung wurde in den Arbeitsgruppen für Lebensmittelqualität des EU-Rates auf Expertenebene, sowie während der monatlichen Sitzungen des Sonderausschusses für Landwirtschaft und den Tagungen des Ministerrates für Landwirtschaft und Fischerei im März, Mai und Juni, auf politischer Ebene geprüft.

Während der lettischen Ratspräsidentschaft ist ein erheblicher Fortschritt erzielt worden und die Arbeiten an den Einigungen über sensible Themen dauern an. Die Hauptaufgabe der Ratspräsidentschaft ist es, eine allgemeine Einigung auf Ratsebene zu erreichen, damit die Verhandlungen über den Vorschlag zur ökologischen Landwirtschaft mit dem Europäischen Parlament aufgenommen werden können.

Zusammenkunft hochrangiger Experten

Während der lettischen Ratspräsidentschaft wird es mehrere Veranstaltungen zu diesem Thema geben – die wichtigste davon ist der 9. Europäische Kongress für ökologische Landwirtschaft „Die Entwicklungsperspektiven der ökologischen Landwirtschaft nach 2030".

Während der Veranstaltung, die Mitte Juni in Riga stattfinden wird, ist es geplant, die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft aus der Perspektive der zukünftigen EU-Öko-Verordnung und die Möglichkeiten für die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft durch die Implementierung des neuen Programms zur ländlichen Entwicklung zu diskutieren.

An dem Kongress, der vom lettischen Ministerium für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen und der Vereinigung der lettischen ökologischen Landwirtschaft organisiert wird, nehmen Vertreter der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, der zuständigen Ministerien der Mitgliedsstaaten, der wissenschaftlichen EU-Institutionen, Bio-Bauern und Vertreter der Bio-Kontrollstellen und anderer Organisationen teil.

 

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