Die Bücher wurden unter Berücksichtigung der Empfehlungen der lettischen EU-Ratspräsidentschaft seitens der Lettischen Nationalbibliothek ausgewählt. Dabei wurden Bücher bevorzugt, die erst kürzlich in Lettland erschienen und die Literatur Lettlands repräsentieren, fremdsprachige Ausgaben, die ein möglichst breites Publikum erreichen und Bücher, die wichtige Informationen zu Lettland, dessen Geschichte, Sprache und Traditionen bieten.
„Ziel dieser Spenden ist es, die Kenntnisse über unser Land und unsere Kultur zu fördern, den Bekanntheitsgrad Lettlands zu erhöhen und das Wissen um unsere Geschichte und das Verständnis dafür, besonders bezüglich des 20. Jahrhunderts, zu fördern", erklärte Aivija Everte, verantwortlich für die Entwicklung der Sammlung der Lettischen Nationalbibliothek.
Die Geschenke
Die von der Lettischen Nationalbibliothek vorbereiteten Geschenke umfassen drei thematische Richtungen: Geschichte und Politik; Kultur, Sprache und Literatur; Kunst und Architektur. Die Bücher über die Geschichte Lettlands bilden den Kern der Geschenke und beinhalten den autobiografischen Roman „Ar balles kurpēm Sibīrijas sniegā" (Mit Tanzschuhen im sibirischen Schnee) von Sandra Kalniete, das am häufigsten übersetzte lettische Buch der letzten zehn Jahre, sowie andere Bücher über die Wiedererlangung der lettischen Unabhängigkeit.
Die lettische Literatur und Folklore sind sowohl in den englischen, deutschen und russischen Übersetzungen der lettischen Dainas (Gedichte) als auch im Sammelband der lettischen Literatur repräsentiert. Die „kleine Perle" des Geschenksets ist das Gedicht „Poga" (Knopf) von Knuts Skujenieks und dessen Übersetzungen in 33 Sprachen, einschließlich arabisch, chinesisch, georgisch, hebräisch, isländisch, livonisch, mazedonisch und türkisch. Das Gedicht entstand 1964 in einem Arbeitslager in Mordwinien, wurde jedoch erst 1990 veröffentlicht, als Lettland seine Unabhängigkeit wiedererlangte. Die ersten Übersetzungen folgten bald darauf. Der kleine mehrsprachige Band ist allen politischen Gefangenen und ihren Familien gewidmet.
„Ich hatte das Gedicht meiner Frau gewidmet. Aber als ich es in Stockholm, Paris, Krakau und anderen Städten vorlas, merkte ich anhand der Reaktionen des Publikums, dass es nicht nur uns beiden gehört", so Knuts Skujenieks über das Gedicht.
Verschiedene akademische Studien und Artikelsammlungen zur Entwicklung der lettischen Zivilgesellschaft, modernen Kultur und zu politischen und ethnischen Fragen sind ebenfalls Teil der Bücherspende. Kunst- und Architekturbegeisterte werden ein Buch zur Jugendstilarchitektur Rigas finden. Des Weiteren erhält jeder der Beschenkten eine illustrierte Ausgabe zum neuen Bau der Lettischen Nationalbibliothek auf Lettisch und Englisch. Eine Auswahl von Büchern, die seitens der Herausgeber und Autoren gespendet wurde, ergänzt den Kultur- und Kunstteil der Geschenke.
„Wir haben vieles, auf das wir stolz sein und das wir der Welt vorstellen können. Wir müssen nur einen Weg finden, wie wir dies machen können. Hierbei können uns Bücher wunderbar helfen", erklärt Sigita Kušnere, Dozentin der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Lettlands, die als Expertin bei der Zusammenstellung der Bücherliste half.
Die Empfänger der Geschenke
„Als ich die Bücherliste des Sekretariats der lettischen EU-Ratspräsidentschaft und die Liste der Empfänger, die möglicherweise genauso wichtig ist, sah, war ich sehr froh, dass die Bücher über Lettland, dessen Nation, Lebensgeist, Geschichte und modernes Leben, Kunst und Kultur genau dorthin gelangen, wo solche Ausgaben hingehören", sagte Sigita Kušnere während der Bewertung der vorbereiteten Geschenke.
Es ist geplant, dass die Bücher 73 Bibliotheken in 35 Ländern zugutekommen – von den näheren Nachbarländern Lettlands und den EU-Mitgliedsstaaten bis hin zu weit entfernten Ländern wie Aserbaidschan, Ägypten, Indien, Israel, Japan, Kanada, Kasachstan, China und Usbekistan. Die meisten Geschenksets (insgesamt acht) erhalten Bibliotheken in Deutschland.
Die Büchersets werden an die Nationalbibliotheken und Universitäten, die Lernprogramme zu Osteuropa, dem Baltikum und den baltischen Sprachen anbieten sowie an die Bibliotheken des Rates der Europäischen Union, des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission in Brüssel gesendet. Deshalb wurden englische, deutsche, russische und französische Fassungen neben zweisprachigen Ausgaben ausgewählt. Jede Bibliothek erhält fast 20 Bücher.
„Ich bin davon überzeugt, dass die Bücher vielerorts Leser finden werden und sie nicht nur Geschenke zum Anfassen, sondern auch inhaltlich sein werden. Inhalte, die den ausländischen Lesern den Weg nach Lettland öffnen werden", so Sigita Kušnere.
Die ersten Bücherspenden haben bereits ihre Adressaten erreicht. Beispielsweise bedankte sich Laimute Balode, Professorin an der Universität Helsinki und Leiterin des Bereichs Baltische Studien, bereits für die Geschenke und betonte, dass diese Bücher während des Lernens hilfreich seien und mit Sicherheit benutzt würden.