Im März halten sich die Kurzprosaautorin Nora Wagener und der Übersetzer Paolo Pantaleo im internationalen Schriftsteller- und Übersetzerhaus in Ventspils auf. Nora Wagener plant ihr zweites Buch in Ventspils zu beenden und Paolo Pantaleo beabsichtigt an der Übersetzung von Nora Ikstenas Dzīves Stāsti (Geschichten des Lebens) und Inga Žoludes Kurzgeschichtenband Mierinājums Ādama kokam (Trost für Adams Baum) zu arbeiten.
„Die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Lettland und den anderen Trio-Präsidentschaftsländern ist genauso wichtig wie die Zusammenarbeit auf politischer Ebene, da sie die Beziehungen zwischen den Ländern stärkt. Außerdem werden die Austauschprogramme für Schriftsteller immer beliebter als besondere Möglichkeit für kreatives Arbeiten außerhalb der täglichen Routine“, so Selga Laizāne, Leiterin der Abteilung öffentliche Diplomatie und Kulturprogramm des Sekretariats der lettischen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union.
Nora Wagener und Paolo Pantaleo wurden aufgrund ihrer Leistungen für die Literatur zum Austauschprogramm in Lettland eingeladen.
Paolo Pantaleo übersetze Krāsainās pasakas (Bunte Märchen) von Imants Ziedonis ins Italienische. In Zusammenarbeit mit dem venezianischen Verlagshaus Damocle Edizioni rief er die Serie Piccola Biblioteca Lettone (Kleine lettische Bibliothek), die der lettischen Literatur gewidmet ist, ins Leben. Bisher wurden drei Kurzgeschichten in zweisprachigen Versionen veröffentlicht: Sapnis (Traum) von Rūdolfs Blaumanis, Lakatiņš baltais (Weißes Tuch) von Nora Ikstena und Zīda mētelis (Seidenmantel) von Jānis Ziemeļnieks. Eine Auswahl von Gedichten und Briefen von Knuts Skujinieks wird unter dem Titel Sēkla sniegā (Samen im Schnee) im ersten Halbjahr dieses Jahres veröffentlicht werden.Nora Wagener ist mit verschiedenen luxemburgischen, österreichischen und deutschen Literaturpreisen ausgezeichnet worden. Ihr erster Roman Menschenliebe und Vogel, schrei wurde 2011 veröffentlicht und ihre Werke sind in verschiedenen Literaturzeitschriften und Sammelbänden erschienen. Sie gibt außerdem Schreibkurse für Kurzprosa in Luxemburg und anderen Orten.
Zu Beginn der luxemburgischen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union wird die Übersetzerin Silvija Brice einen Monat im kommenden Sommer in Luxemburg verbringen, um Nora Wageners Erzählungen ins Lettische zu übersetzen. Schriftsteller Jānis Joņevs wird im September nach Italien reisen, um Energie und Inspiration für neue Werke zu finden.
Silvija Brice erhielt im Jahr 1999 eine Auszeichnung als beste Übersetzerin für Fiktion und wurde mit dem Preis des Kulturministeriums für Übersetzung von Weltliteratur ins Lettische ausgezeichnet. Sie ist ebenfalls Gewinnerin des jährlichen lettischen Literaturpreises für Übersetzung.
Der lettische Autor Jānis Joņevs wurde durch seine Novelle „Jelgava 94“ bekannt, die von der Stadt Jelgava der 1990er Jahre und der Begeisterung junger Menschen für alternative Kultur und Heavy-Metall-Musik erzählt. Der Roman erhielt große Aufmerksamkeit von Lesern und Kritikern und gewann ebenfalls den jährlichen lettischen Literaturpreis im Jahr 2013 und den Literaturpreis der Europäischen Union im Jahr 2014.
Das Austauschprogramm für Schriftsteller und Übersetzer ist Teil des Kulturprogramms der lettischen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union. Das Programm wird vom Sekretariat der lettischen EU-Ratspräsidentschaft in Zusammenarbeit mit dem internationalen Schriftsteller-und Übersetzerhaus in Ventspils, dem Lettischen Nationalen Zentrum für Literatur, dem Kulturministerium Luxemburgs und dem Nationalen Literaturzentrum in Mersch (Centre national de littérature Mersch), Luxemburg, organisiert.
Das Prinzip der Trio-Präsidentschaft ist es, engere Zusammenarbeit zwischen den drei Mitgliedsstaaten zu erzielen, die die Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union nacheinander antreten. Die aktuelle Trio-Präsidentschaft bilden Italien im zweiten Halbjahr des Jahres 2014, Lettland im ersten Halbjahr des Jahres 2015 und Luxemburg in der zweiten Jahreshälfte 2015.