Pressemitteilung

Internationale Arbeitsorganisation und lettische EU-Ratspräsidentschaft vereinen ihre Bemühungen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Klein- und Kleinstunternehmen

Foto: Ministerium für Wohlfahrt
11 Juni 2015

Während des informellen Treffens der Minister für Beschäftigung und Soziales, das gleichzeitig mit der 104. Internationalen Konferenz zur Beschäftigung stattfand, einigten sich die Minister über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Klein- und Mikrounternehmen.

Das von der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und der lettischen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union (EU) gemeinsam veranstaltete informelle Treffen der Minister für Beschäftigung und Soziales erzielte eine Einigung über erneute Bemühungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Klein- und Mikrounternehmen.
Uldis Augulis, Wohlfahrtsminister der Republik Lettland und aktueller Vorsitzender des Rates Beschäftigungs- und Sozialpolitik (EPSCO), begrüßte in diesem Zusammenhang die positiven Beiträge seiner Kollegen aus Frankreich, Georgien, Luxemburg, den Niederlanden, den Philippinen, Tunesien und den USA, sowie von Marianna Thyssen, EU-Kommissarin für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität.

Uldis Augulis erklärte, dass eine größere Reichweite und Auswirkungen der Sicherheits- und Gesundheitsstandards (OSH) in Mikro- und Kleinunternehmen "eine der Prioritäten der lettischen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union ist. Als präsidierendes Land hat Lettland auf Minister- und Expertenebene die Anpassung an neue Herausforderungen im Arbeitsumfeld hervorgehoben, einschließlich der praktischen Umsetzung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards in Kleinst- und Kleinunternehmen; neuer und entstehender Risikofaktoren; Berufskrankheiten und der Alterung der Arbeitskräfte."

Guy Ryder, Generaldirektor der IAO dankte der lettischen EU-Ratspräsidentschaft für ihr Engagement und wies auf eine versteckte OSH-Tragödie hin: „Wir wissen, dass mehr als 2 Millionen Arbeiter jedes Jahr durch Arbeitsverletzungen und -krankheiten sterben. Mehr als 313 Millionen Arbeiter leiden jährlich unter nicht-tödlichen Arbeitsunfällen. Das heißt, dass sich 860.000 Menschen täglich bei der Arbeit verletzen. Zu der menschlichen Tragödie von Tod, Verletzung und Krankheit, kommen zusätzlich Kosten hinzu, die sich nach unseren Schätzungen auf ungefähr 4% des globalen BIPs belaufen.

Kleinst- und Kleinunternehmen sind die häufigsten Unternehmen weltweit und beschäftigen einen sehr großen Teil der globalen Arbeitskräfte. Laut Definition beschäftigen Mikrounternehmen bis zu 10 Menschen und Kleinunternehmen zwischen 10 und 100 Arbeiter. In den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) repräsentieren diese Unternehmen mehr als 95% aller Firmen und sind für 46% der gesamten Beschäftigung verantwortlich.

In der EU tragen gesetzlich registrierte Mikro- und Kleinunternehmen zu mehr als 50 % der gesamten Beschäftigung bei. Jedoch mangelt es oft an einen strukturierten Ansatz des OSH-Managements. Die Abwesenheit von direkt verfügbaren Leitlinien und Know-how, sowie das geringe Bewusstsein über Risiken und Verpflichtungen, sind die Hauptfaktoren hinter der mangelhaften Durchsetzung von OSH in Mikro- und Kleinunternehmen. Darüber hinaus führen die zunehmende Verwendung von Zeitverträgen, Selbständigkeit und vertragliche Vereinbarungen mehrerer Parteien, darunter Unterverträge, zu neuen Herausforderungen für die Prävention von körperlichen und psychosozialen Gefahren.

Aus diesen Gründen sind Berufsrisiken in Mikro- und Kleinunternehmen im Vergleich viel höher als in Großunternehmen: In Klein- und Mikrounternehmen ist die tödliche Unfallrate fast doppelt so hoch wie in größeren Unternehmen. Kleinere Betriebe neigen ebenfalls dazu, die nationale und internationale Gesetzgebung weniger einzuhalten.
Augulis bewertete die bisher von der IAO und der EU durchgeführten Aktivitäten und Projekte zur Verbesserung des Arbeitsumfelds auf nationaler und internationaler Ebene als positiv. Er erwähnte insbesondere den IAO-Aktionsplan 2010-16 für eine umfassende Ratifizierung und wirksame Umsetzung der Arbeitsschutzinstrumente und des neuen strategischen Rahmens der EU über Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2014-20.

Gleichzeitig fügte er hinzu: „Um die spezielle Zielgruppe der Mikro- und Kleinunternehmen anzusprechen und diese über die essentielle Bedeutung des Arbeitsschutzes zu informieren, ist die Verwendung von modernen und innovativen Werkzeugen, einschließlich neuester Technologien und Kommunikationsmittel, entscheidend."

Die Teilnehmer des informellen Ministertreffens waren sich einig, dass die effektive Anpassung der Bedürfnisse an die Arbeitsschutzmittel eine große Herausforderung bleibt. Gemeinsame und konzertierte Anstrengungen sind deshalb auf nationaler und internationaler Ebene notwendig. Die in den letzten Jahren entstandenen besten Verfahrensweisen scheinen maßgeschneidert, handlungsorientiert, zeitnahe und kostengünstige Ansätze zu sein, die Sicherheit und Gesundheit mit anderen Verwaltungszielen verbinden. Dies erforderte eine Vereinfachung der Rechtsvorschriften und die Beratung und Unterstützung für Klein- und Mikrounternehmen, um die Risikobewertung auf einvernehmliche, kreative und gezielte Weise zu erleichtern.

Indem er die bedeutende Rolle der Klein- und Mikrounternehmen für die Wirtschaft der meisten Staaten und die besonderen Herausforderungen, denen die Staaten bei der Umsetzung der OSH-Politik begegnen, betonte, kam IAO-Generaldirektor Guy Ryder zu dem Schluss, dass „es wichtig ist, eine Präventionskultur tief in der Gesellschaften zu verwurzeln und die nationale Politik, die Systeme und Programme, einschließlich der Arbeitsverwaltung und Durchsetzungsmechanismen, zu stärken, um eine wirksame Umsetzung und Einhaltung zu fördern und zu gewährleisten."

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Marika Kupče
Expertin für Kommunikation